Donnerstag, 21. Januar 2016

Wer neue Antworten will, muss neue Fragen stellen

Im Profil: Volker Köhninger

Sein Credo: Auf Ressourcen und Stärken der Menschen bauen

Sein Geheimnis: Öfter mal innerlich den Ton abdrehen, um die Achtsamkeit zu erhöhen


"Wer neue Antworten will, muss neue Fragen stellen", sagte einst Goethe. Und da gebe ich ihm zu 100 Prozent recht. Deswegen portraitiere ich die Menschen, mit denen wir es während unseres Curriculums "Systemische Organisationsentwicklung und Changemanagement" am isb zu tun haben, anhand von Fragen. Und beginne mit Volker Köhninger, der uns den Baustein 2 "Methoden und Haltungen der systemischen Organisationsentwicklung" vermittelte. Also 10 Fragen - 10 Antworten.


Im Gespräch mit den Teilnehmern, auch in der Pause:
Volker Köhninger und Marc
Wie verstehen Sie Ihre Rolle als Lehrtrainer?
Volker Köhninger: Zum einen als Inspirator, der Lernen ermöglicht und mit Leichtigkeit und Humor neue Perspektiven hineinbringt. Zum anderen verstehe ich mich als jemand mit viel Erfahrung, der authentisch spiegeln kann, was klappt und was nicht. Und auch als jemand, der die Angst vorm Scheitern nehmen möchte.

Scheitern, das klingt negativ. Warum sollte man keine Angst davor haben?
Weil Scheitern dazu gehört, wenn man neue Wege gehen will. Man sitzt immer wieder Illusionen auf, tut mit bester Absicht falsche Dinge, probiert aufgrund der eigenen Wirklichkeit etwas aus, das bei anderen nicht funktionieren kann. Das ist nicht schlimm, sondern ein Lernprozess. So können wir herausfinden, was gut läuft und was nicht. Und das spiegele ich, dazu ermuntere ich die Teilnehmer.

Gibt es Überschneidungen mit anderen Rollen in Ihrem Leben?
Jede Menge, denn ich bin ja selbst Berater und Coach und mit der Köhninger GmbH auch in der Rolle des Unternehmers. Wenn ich also hier am isb von Auftragsklärung, Regie- oder Strategiearbeit spreche, habe ich jeden Tag die Chance, das praktisch umzusetzen und auszuprobieren.

Was sind Ihre Ziele?
Als junger Mann hatte ich das Bild, dass ich mit 50, spätestens 55, nicht mehr arbeiten muss, sondern leben kann. So hatte ich das in mein Tagebuch notiert. Mit der Vorstellung im Kopf, dass sich Arbeit und Leben widersprechen. Heute, und ich bin inzwischen 55 Jahre, ist mein stärkstes Kraftfeld, dass ich genau in den Feldern arbeiten kann, die mich bewegen und die ich bewegen will.

Was wollen Sie bewegen?
Ich habe die Vision, Organisationen (mit) zu entwickeln, die ins 21. Jahrhundert gehören, die auf die Ressourcen und Stärken der Menschen bauen und den systemischen Gedanken leben. Also anstatt in Hierarchien und Pyramiden in Netzwerken denken und arbeiten.

ganz entspannt und dabei aufmerksam:
Volker Köhninger als Lehrtrainer
Was gefällt Ihnen an Ihrer Aufgabe am isb?
Ich kann hier leicht und ernsthaft arbeiten. Das ist für mich ein großes Geschenk.

Was gibt Ihnen Kraft?
Dass ich mit dem Thema "Kultur" mein zentrales Feld gefunden habe. Das macht mich zu einem glücklichen Menschen. Denn "Kultur" als Antwort auf die Frage "Wie können wir mit Leichtigkeit, Genuss, aber auch Ernsthaftigkeit gemeinsam arbeiten und leben" betrifft alle Aspekte in meinem Leben, also die Organisationswelt ebenso wie die Professions- und Privatwelt.

Also keine tropischen Fernziele als Orte der Kraft?
Reisen, Musik, Sport, das sind für mich keine Kraftfelder, sondern kleine Fluchten. Das meine ich nicht abwertend. Aber Kraftfelder beschreiben eine ganz andere Dimension. Meine Frau ist für mich in hohem Maße so ein Kraftfeld, also ein Mensch, bei und mit dem ich mich gestärkt fühle. Meine Kinder ebenfalls, wenn auch inzwischen eher aus der Ferne, da sie bereits außer Haus leben.

Wie schaffen Sie es als Lehrtrainer und Berater Menschen und ihre Anliegen zu erfassen?
Indem ich aufmerksam zuhöre, verbale und nonverbale Signale wahrnehme und indem ich immer mal wieder den Ton abdrehe. So nenne ich kurze Auszeiten, das können nur wenige Sekunden sein, in denen ich mich innerlich aus einer Situation ausklinke. Ich klinke mich aus und dabei steigt meine Achtsamkeit.

Abschalten und gleichzeitig achtsam werden: Ist das kein Widerspruch?
Ein scheinbarer Gegensatz, der sich allerdings befruchtet. Mir fallen dann Dinge auf, die mir sonst im Sog der Situation entgehen. Und ich bin dabei mehr bei mir, kann darauf reagieren, wenn ich spüre, dass ich nicht mehr in meiner Kraft bin. Durch diese Methode habe ich eine größere Sensibilität entwickelt, mir wird schneller klar, wie ich reagiere und was in meinem Umfeld passiert. Ich distanziere mich also für einen Moment und bin dadurch näher bei mir und bei den Menschen um mich. 

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