Donnerstag, 10. März 2016

Emotion is the fast lane to the brain

Storytelling lädt Botschaften emotional auf und erhöht die Chance, dass Veränderungsprojekte nicht nur gehört, sondern nachempfunden und verinnerlicht werden. Oder um es mit Doug Stevenson auszudrücken: "Emotion is the fast lane to the brain"


Es mag auf den ersten Blick verwunderlich wirken, aber wer Mitarbeiter überzeugen, Akzeptanz für Veränderungen erhöhen und Identifikation schaffen will, sollte Geschichten erzählen. Vielmehr eine Geschichte. Denn gerade in Change-Prozesse gilt es mit einer einheitlichen Kernbotschaft zu arbeiten. Diese zu ermitteln und festzulegen ist Punkt 1 auf der Kommunikations-Agenda. 

Von der Umrundung des Mondes

Angenommen es geht darum, Arzthelferinnen, die bisher nebenberuflich Patienten persönlich betreut haben, auf Telefon- und Online-Kontakt umzustellen. Dann würde die Kernbotschaft lauten: Von den Möglichkeiten überzeugen inkl. Widerstände abbauen und "Technikhürden" verringern. 



  • Die internen Berechnungen haben ergeben, dass jede dieser Arzthelferinnen im Jahr knapp 11.000 Kilometer unterwegs ist, um die Patienten zu besuchen und zu betreuen. Diese Leistung und diese Zahl wäre mein Ansatzpunkt für die Geschichte, die ich mit der Zahl 10.921 beginnen lassen würde. Und da unterscheidet sich, ob die Geschichte mündlich oder schriftlich erzählt wird, denn mündlich könnte man eine Art Brainstorming zur Zahl veranstalten. 
  • Auf alle Fälle geht die Geschichte so weiter: 10.921 Kilometer beträgt der Umfang des Mondes. Und jede von Ihnen hat letztes Jahr einmal den Mond umrundet. Im eigenen PKW, im Berufsverkehr, bei Dunkelheit, Schnee und Eis. Einmal um den Mond, um für Ihre Patienten da zu sein. 
  • Daran würde ich eine kleine, sehr persönliche, der Unternehmensphilosophie entsprechende Danksagung anschließen. Im Sinne von: Auf dem Mond bewegt man sich schwerelos (hier könnte man Bilder von Mond-Mission einbinden), ganz im Gegenteil davon, was Sie auf sich genommen haben, um diese Strecke zurückzulegen .... 
  • Um dann zur Kernbotschaft vorzudringen: Und jetzt können Sie die moderne Technik nutzen, damit Sie für Ihre Patienten da sind und bei Schnee und Eis, im Berufsverkehr und bei Stau nicht mehr auf die Straße müssen. Das gleicht ein bisschen dem Beamen: Sie sind direkt bei Ihren Patienten, ohne Kilometer zurücklegen zu müssen .... Vorstellung der mobilen Tools, vorab könnte man Szenen aus Science-Fiction-Klassikern zum Beamen einblenden ...

Stimmige Geschichten schaffen Mehrwert

Straßenverkehr, Mobilität, Apps für mobile Endgeräte. Das passt von der Bilderwelt zusammen, was schon mal ein Kriterium für eine stimmige Geschichte ist. Stimmige Geschichten zu erzählen schafft Mehrwert: Für diejenigen, die zuhören. Für diejenigen, die sie erzählen. Denn Geschichten können Brücken bauen und die Perspektive verändern. Weg von dem "Ich verstehe das Unternehmen nicht mehr und bin vorsichtshalber gegen jeden Wandel", hin zu "Ich werde als jemand gesehen, auf den das Unternehmen nicht verzichten will, deswegen nimmt es mich mit auf die Reise". Zudem lassen sich Zahlen, Daten, Fakten in eine Story mit Bildern und Metaphern sinnstiftend und erinnerungsstark einbauen.

Geschichten erzählen lässt sich lernen

Die richtige Geschichte zu finden, das richtige Bild, den geeigneten emotionalen Zugang der Zielgruppe, dazu braucht man vor allem eines: Übung. Natürlich kann eine gewisse Veranlagung dabei nicht schaden. Aber Geschichten entwickeln und erzählen ist kein Mysterium, sondern Arbeit. Ein Handwerk, das man erlernen kann. Oder wie es Steven Spielberg, der im Kino großartige Geschichten entwickelt hat, formuliert hat:
"Storytelling is 80% craft and 20% talent."
Und hier noch ein spannender Artikel über die kommunikativen Ursachen des Misslingens in Veränderungsprozessen: Neun Stolpersteine für den Change

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