Freitag, 20. Mai 2016

Brücken bauen

Die inneren Antreiber lösen das "Nicht-OK-Gefühl" nicht, sondern verstärken es. Aber was tun, wenn man sich nur OK fühlt, wenn man versucht, perfekt oder schnell zu sein? Ausbalancieren und Brücken zum anderen bauen.

eine Möglichkeit,
die Welt aus einer anderen Perspektive zu betrachten 
Das Modell der Antreiberdynamiken im vierten Baustein des Curriculums Systemische Organisationsentwicklung und Changemanagement am isb hatte für mich einen Aha-Effekt. Nicht weil mir der Gedankengang neu war, dass Menschen (vor allem in Stresssituationen) zu eingeübten Strategien greifen, um sich OK zu fühlen. Sondern weil ich diesen Gedankengang zuvor noch nicht so komprimiert gedacht und eingebettet in den sozialen Kontext gesehen hatte. Und weil mir klar wurde, dass man bei aller Dynamik den inneren Antreibern nicht ausgeliefert ist, sondern sie nutzen und moderieren kann. Aber der Reihe nach.

Warum Antreiber Dynamik entfalten?

Weil sie eingeübt sind, weil sie durch die Reaktionen der anderen stabilisiert und aufrecht erhalten werden. Denn die Antreiber erschaffen eine Form von Wirklichkeit. Wer von sich beispielsweise glaubt, nur OK zu sein, wenn er perfekt ist, wird sich darum bemühen, alles 150-prozentig richtig zu machen. Und da das nicht möglich ist, wird er sich um weitere Perfektion bemühen, um anerkannt zu werden. Die anderen erleben ihn als kleinteiligen Rechthaber, als anstrengenden Besser-Wisser, fühlen sich und ihre Leistung demgegnüber abgewertet, wenden sich innerlich ab ... Ein vicious circle beginnt: noch mehr Perfektion - noch mehr Distanz.



Die Kraft des Antreibers nutzen

Dabei ist ein Mensch, der sich um Perfektion bemüht, wichtig und kann in jedem Team ein Gewinn sein. Vorausgesetzt, er bzw. sie nimmt Abstand vom -ismus, also vom Perfektionismus (-ismen sind ohnehin eher Gift fürs soziale Miteinander, siehe Fanatismus, Fatalismus, Terrorismus, etc.). Ärzte im OP, Piloten oder Fluglotsen brauchen eine gute Dosis von dem Anspruch, Aufgaben perfekt zu lösen. Sie sind ein wesentlicher Baustein einer gelingenden Operation, eines sicheren Flugs, störungsfreier Start- und Landemanöver. Dafür gebührt ihnen Anerkennung. 

Beziehungsangebote machen

Aber kein Mensch ist eine Insel. Wir arbeiten und leben zusammen. Daher ist es für jeden wichtig, sich selbst und seine inneren Antreiber zu balancieren. Dabei können andere unterstützten: durch Wertschätzung, durch Beziehungsangebote, durch Antithesen zu den verinnerlichten Glaubenssätzen. Denn die Sei-Perfekt-Dynamik kann nicht für alle Lebensbereiche gelten, würde in der Partnerschaft oder beim Sport restlos überfordern. Wer einem "Sei-Perfekt-Typen" signalisiert, dass er in seiner Wesensart wichtig und richtig ist, aber durchaus auch Dinge zum Beispiel in der Freizeit entspannter angehen kann, bietet ihm eine neue Perspektive. Eine neue Perspektive auf sich selbst und auf die Menschen mit ihren Leistungen und Wesensarten im Umfeld. 

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